Als Folge des Russland-Ukraine-Krieges verzeichneten im Jahr 2022 insbesondere Speisefette und -öle sowie Milchprodukte und Eier einen deutlichen Preisanstieg im Vergleich zum Vorjahr. So stiegen die Verbraucherpreise für Speisefette und -öle um 36,22 Prozent und für Molkereiprodukte und Eier um 19,71 Prozent. Bereits im Vorjahr sind die Preise für Speisefette und -öle sowie Molkereiprodukte und Eier gestiegen.
Ursachen für Preisentwicklungen
Die Zusammensetzung der Verbraucherpreise hängt von vielen Faktoren ab. Ein wichtiger Faktor sind zunächst die Kosten, die bei der Produktion und Verarbeitung von Lebensmitteln entstehen, z.B. in einem landwirtschaftlichen Betrieb oder in der Ernährungsindustrie. Hier kommt der sogenannte Erzeugerpreis ins Spiel. Dieser misst die vorherrschenden Verkaufspreise etwa in der Landwirtschaft oder im Verarbeitenden Gewerbe. Hier wirken sich etwa Witterungsbedingungen (z.B. Trockenheit, Hitze, Frost), Transportkosten oder das erforderliche Lohnniveau der Arbeitskräfte (z.B. Mindestlohn) auf das Erzeugerpreisniveau aus. Doch auch die Konkurrenzsituation im Handel und die Preisbildungsmacht von Einzelhandelsketten sowie des Großhandels haben einen Einfluss auf die Verbraucherpreise.Daneben sind auch politische Faktoren bei der Preiszusammensetzung von Bedeutung. Dazu zählen u.a. die Besteuerung von Produkten (z.B. ermäßigter Mehrwertsteuersatz für Lebensmittel) oder handelspolitische Instrumente (z.B. hohe Zölle, Importquoten). Daneben gewinnen auch Umwelt-, Tierschutz- und Lebensmittelstandards zunehmend an Relevanz. Entsprechende Gesetze können sich dann etwa auf die Erzeugungskosten von Lebensmitteln auswirken. Beispielsweise ist Milch aus ökologischer Erzeugung durchschnittlich ein paar Cent teurer als konventionelle Milch. Zu guter Letzt bestimmt auch das Verhältnis von Angebot und Nachfrage, wie teuer die Verbraucherpreise sind. Eine hohe Nachfrage nach einem Produkt bei einem geringen Angebot etwa trägt zumeist zu einer Verteuerung des jeweiligen Produkts bei.
Preisentwicklungen in ausgewählten Produktkategorien
- Speisefette und -öle: Im Jahr 2022 verteuerten sich Speisefette und -öle besonders stark – und zwar um über 36 Prozent. Zu den Speisefetten und -ölen zählen laut Statistischem Bundesamt Sonnenblumenöl, Rapsöl oder Ähnliches sowie Butter. Diese überdurchschnittlichen Preissteigerungen sind u.a. Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges. Zum einen ist die Ukraine ein wichtiger Lieferant für Sonnenblumenöl – auch nach Deutschland. Befürchtete oder tatsächliche Knappheiten und eine plötzlich stark anziehende Nachfrage („Hamsterkäufe“) trieben somit die Preise für Sonnenblumenöl in die Höhe. Aber auch Butter ist stark von den Preiserhöhungen betroffen. Die durch den Ausbruch des Krieges stark steigenden Preise für Energie, Gas und Futtermittel wirkten sich 2022 negativ auf die Herstellungskosten von Milchprodukten aus. Bevor Milch – und auch Butter – im Handel verkauft werden kann, muss diese pasteurisiert bzw. erhitzt werden. Für diesen Schritt benötigt die Milchbranche viel Erdgas. Zudem werden für die Herstellung von 250 Gramm Butter etwa fünf Liter Milch gebraucht.
- Äpfel: Auch historische Krisen, wie etwa die Corona-Krise, können die Lebensmittelpreise beeinflussen. Beispielsweise verzeichneten Äpfel im Jahr 2020 einen Preisanstieg von 13 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Neben der Witterung waren die Corona-Auflagen eine große Herausforderung für die Apfelbauern im Corona-Jahr. So fielen für die Unterbringung der Erntehelfer sowie weiterer Hygieneauflagen zumeist zusätzliche Kosten an.
- Eier: Auch Bio-Standards wirken sich auf die Höhe der Verkaufspreise aus. Die Verbraucherpreise für Eier etwa unterscheiden sich je nach Haltungsform, aus dem das Ei stammt. Zehn Eier aus Bodenhaltung kosteten im Jahr 2021 etwa 1,60 Euro. Zum Vergleich: Für die gleiche Menge Eier aus ökologischer Erzeugung musste ein Kunde 3,50 Euro zahlen. Gründe sind u.a. die höhere Kostenintensivität, höhere Anforderungen (z.B. mehr Platz, Futter aus ökologischer Erzeugung) sowie die geringere Produktivität der ökologischen Erzeugung.
- Fisch: Seit den 1990er Jahren haben gerade die Verbraucherpreise für Fischwaren stark angezogen. So waren die Verbraucherpreise für Fischprodukte im Jahr 1991 rund 44,1 Prozent niedriger als im Jahr 2015. Eine wichtige Ursache für diese Entwicklung ist hierbei die Verknappung des Fischangebots in den Meeren durch Überfischung.